- Malta
- Mạl|ta; -s:Inselstaat im Mittelmeer.
* * *
Mạlta,Fläche: 315,6 km2Einwohner: (1999) 386 000 Einwohner.Hauptstadt: VallettaAmtssprachen: Maltesisch und EnglischNationalfeiertag: 31. 3.Zeitzone: MEZamtlich Repubblika ta'Mạlta, Republic of Malta [rɪ'pʌblɪk əv 'mɔːltə], Inselstaat im zentralen Mittelmeer, umfasst die Maltesischen Inseln, das sind Malta (245,7 km2), Gozo (maltesisch Ghaudex oder Gh̶awdex; 67 km2), Comino (maltesisch Kemmuna; 2,6 km2) sowie die beiden unbewohnten Inseln Cominotto (maltesisch Kemmunett) und Filfla (maltesisch Filfola; zusammen 0,3 km2), zwischen 35º 48' und 36º 00' nördliche Breite sowie 14º 10' und 14º 35' östliche Länge, zusammen 315,6 km2, (1999) 386 000 Einwohner; Hauptstadt ist Valletta (maltesisch il-Belt Valletta); Amtssprachen sind Maltesisch und Englisch; Währung: 1 Maltesische Lira (LM) = 100 Cents (c) = 1 000 Mils (m); Zeitzone: MEZ.Staat und Recht:Nach der am 13. 12. 1974 durchgreifend geänderten Verfassung von 1964 ist Malta eine Republik im Commonwealth. Staatsoberhaupt und formell Inhaber der Exekutivgewalt ist der auf fünf Jahre vom Parlament gewählte Präsident; tatsächlich liegt die vollziehende Gewalt bei der Regierung unter Vorsitz des Premierministers (vom Präsidenten ernannt), die dem Parlament verantwortlich ist. Oberstes gesetzgebendes Organ ist das Repräsentantenhaus, dessen 65 Abgeordnete für fünf Jahre nach dem Verhältniswahlrecht gewählt werden (Wahlrecht ab 18 Jahren). Gemäß Verfassungs-Zusatz von 1987 erhält eine Partei, wenn sie die absolute Stimmenmehrheit erzielt, so viele Zusatzmandate, wie zur Mehrheit im Parlament erforderlich sind.Parteien:In Malta wechseln sich zwei Parteien in der Regierungsverantwortung ab: der Partit tal-Haddiema (englisch Malta Labour Party; deutsch Arbeiterpartei Maltas) und der Partit Nazzjonalista (englisch Nationalist Party; deutsch Nationalistische Partei).Das Wappen von 1988 zeigt einen rotweiß (silbern) gespaltenen Schild, der von einem Oliven- (heraldisch rechts) und Palmenzweig (heraldisch links) eng umrahmt wird. Über dem Schild schwebt eine fünftürmige Mauerkrone, unter ihm befindet sich ein Schriftband mit dem offiziellen Staatsnamen.Nationalfeiertage:Nationalfeiertag ist der 31. 3., der an das Abkommen über die Auflösung der britischen Militärstützpunkte 1979 erinnert.Malta ist in sechs Verwaltungsbezirke gegliedert.Neben maltesischem Recht wirkt britisches Recht fort, das jedoch durch die maltesische Legislative ersetzt werden kann. Im Zivilrecht ist der Einfluss römischen Rechts, im öffentlichen Recht derjenige des britischen Rechts vorherrschend. An der Spitze des Gerichtswesens stehen ein Berufungs- und ein Verfassungsgerichtshof.Die Gesamtstärke der Freiwilligenarmee beträgt etwa 1 100 Mann. Die Streitkräfte sind gegliedert in ein Infanterieregiment, eine Marinegruppe mit Küstenwachaufgaben und eine Fliegertruppe. - Das Land war 1995-96 Mitglied der »Partnerschaft für den Frieden« der NATO.Landesnatur und Bevölkerung:Die Maltesischen Inseln sind Reste einer Landbrücke zwischen Sizilien und Nordafrika, die das Mittelmeer im Spättertiär und zeitweise im Pleistozän in zwei Becken teilte. Im geologischen Aufbau überwiegen leicht schräg gestellte tertiäre Korallen- und Globigerinenkalke. Die Insel Malta steigt pultschollenartig über eine im Korallenkalk ausgebildete Schichtstufe von Nordosten nach Südwesten (hier mit 253 m über dem Meeresspiegel die höchste Erhebung) an und fällt steil mit einer Kliffküste zum Meer ab. Verkarstung und Wasserdurchlässigkeit der Böden kennzeichnen den größten Teil der Insel. Der Bewässerungsfeldbau (Pumpenbewässerung, da Flüsse und Seen fehlen) konzentriert sich auf grundwassernahe Senkenzonen im Nordwesten. Die Flachlandküste im Nordosten und Südosten ist durch mehrere Buchten stark gegliedert (Rias). Die Insel Gozo, von der Insel Malta durch einen 5 km breiten Meeresarm, in dem die Insel Comino liegt, getrennt, ist eine leicht nach Nordosten gekippte Scholle und erreicht im Westen, hinter einer 100 m hohen Kliffküste, 176 m über dem Meeresspiegel; sie ist weniger stark verkarstet.Die Inseln weisen ein typisches Mittelmeerklima mit trockenheißen Sommern und milden, feuchten Wintern auf. Die mittleren Temperaturen bewegen sich zwischen 12 ºC im Januar und 25 ºC im Juli/August. Die mittlere jährliche Niederschlagsmenge beträgt 520 mm (starke Schwankungen) bei einem frühwinterlichen Maximum, durchschnittlich 77 Regentagen und sechs ariden Monaten (April bis September). Oft wehen kräftige Winde, v. a. im Mai und von Mitte September bis Oktober der heiße Schirokko aus der Sahara.Die aus dem ursprünglichen Hartlaubwald entstandene Vegetation, die Garigue, ein Strauchwerk aus Wolfsmilch, Federgras, Thymian, Lavendel u. a., ist weitgehend verschwunden. Landschaftsbestimmender sind vom Menschen eingeführte Pflanzen, wie Johannisbrotbaum, Aleppokiefer, Feigenkaktus, Agave, Oleander und Ölbaum.Die Malteser sind ein mediterranes Mischvolk, in dem zahlreichen Eroberer und Einwanderer (v. a. Normannen, Spanier, Araber, Italiener, Franzosen, Engländer) aufgegangen sind. Der geringe Anteil der nicht in Malta geborenen Bewohner (etwa 5 %) besteht aus Briten und Italienern. Neben den beiden Amtssprachen ist auch Italienisch als Umgangssprache noch weit verbreitet. Übervölkerung (1999: 1 222 Einwohner/km2), Arbeitslosigkeit und niedriger Lebensstandard führten zu starker Auswanderung (1911-40: 43 000 Menschen, 1940-87: 152 300). Seit 1988 überwiegt aber wieder die Rückwanderung. Hauptzielgebiete waren früher Nordafrika und Vorderasien, seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts Großbritannien, Australien, Kanada und die USA. Die jährliche Wachstumsrate der Bevölkerung betrug 1985-94 durchschnittlich 0,6 %; die Geburtenrate liegt bei (1991) 14,7 ‰, die Sterberate (1991) bei 8,0 ‰.Neben der traditionellen bäuerlichen Lebensweise mit Subsistenzwirtschaft wurde - auch wegen der ärmlichen Naturausstattung - schon unter dem Malteserorden, v. a. aber durch den britischen Marinestützpunkt die Bereitstellung von Dienstleistungen und die gewerbliche Tätigkeit wichtiger. Zugleich wurden die früher wegen der Seeräubergefahr gemiedenen Küsten besiedelt. 1997 lebten 90 % der Bevölkerung in Städten; die größten sind Birkirkara (Birchircara; 1995: 21 900 Einwohner), Qormi (20 100), Sliema (tas-Sliema; 13 800), Mosta (13 800), Hamrun (il-Ħamrun; 13 600). Die Hauptstadt Valletta hat (1995) nur 9 100 Einwohner; in der städtischen Agglomeration leben über 100 000 Menschen. Auf Malta sind drei Siedlungsschichten zu unterscheiden: Binnenorte, die vor Ankunft der Malteserritter entstanden (Sackgassengrundriss), stark befestigte Siedlungen (Schachbrettgrundriss) in Küstennähe aus der Malteserritterzeit und Küstensiedlungen an Buchten aus britischer Zeit.Es besteht Religionsfreiheit. Die größte Glaubensgemeinschaft, der rd. 98 % der Bevölkerung angehören, und eine der wesentlichen Säulen der maltesischen Gesellschaft ist die katholische Kirche. Malta bildet kirchlich ein Erzbistum (Bischofssitz: Valletta) mit dem Suffraganbistum Gozo (Bischofssitz: Victoria). Die anglikanischen Christen gehören als Mitglieder der Kirche von England der Diözese Gibraltar an. Daneben bestehen kleine protestantische Gemeinschaften (Baptisten, Pfingstler). Das Christentum fand sehr früh Eingang in Malta; eine verbreitete Tradition führt es im Anschluss an Apostelgeschichte 27 f. (historisch durch die moderne Bibelwissenschaft widerlegt) auf den Apostel Paulus selbst zurück. - Die Existenz einer jüdischen Gemeinde ist durch Gräber bereits für die Römerzeit und durch Dokumente erneut ab 1240 belegt (heute 30-40 jüdische Familien). Der kleinen islamischen Gemeinde gehören v. a. in Malta lebende Araber an.Es besteht allgemeine Schulpflicht vom 5. bis 16. Lebensjahr, Unterrichtssprachen sind Maltesisch und Englisch. Die Analphabetenquote beträgt 8,9 %. Der Besuch der staatlichen Schulen (rd. 75 % der Schüler) sowie die Lehrmittel sind kostenlos. Die Primarstufe (sechs Jahre) wird von rd. 90 % der Kinder besucht, die Sekundarstufe (fünf Jahre) von rd. 70 %. Nach drei Jahren ist der Übertritt in eine Handelsschule (zwei bis vier Jahre) möglich. Zur Hochschulreife führt das New Lyceum (zwei Jahre) mit dem Pupil-Worker-System (mit praktischer Ausbildung). Etwa 25 % der Sekundarschulen sind privat (kirchlich), der Unterricht ist ebenfalls kostenlos. Die Universität von Malta in Valletta wurde 1592 gegründet (Universitätsstatus seit 1769, 1980 und 1988 restrukturiert).Presse: Die Inselrepublik gilt als lesefreundlich. In sieben Verlagen erscheinen vier Tageszeitungen (»The Malta Independent«, »The Times«, »In-Nazzjon« und die Gewerkschaftszeitung »L-Orizzont«), fünf Sonntagszeitungen (u. a. »The Sunday Times«, »The Malta Independent on Sunday«) und vier Wochenblätter (u. a. »The Malta Business Weekly«, »The Business Times«). Von den 13 Printmedien kommen sieben in englischer und sechs in der Landessprache heraus. - Rundfunk: Stärker noch als bei den Printmedien zeigt sich der Einfluss der Parteien auf die elektronischen Medien. Seit der Liberalisierung des Medienwesens zu Beginn der 1990er-Jahre verfügt der staatliche Hörfunk- und Fernsehbetreiber P.B.S. - T.V.M. (Public Broadcasting Service - Television Malta) über keine Monopolstellung mehr. Es gibt 12 private Hörfunkstationen (u. a. »Bay Radio«, »Radio 101«, Radio Malta«), außerdem den gemeinsam von der maltesischen und der libyschen Regierung betriebenen Kurzwellensender »Voice of the Mediterranean« (VOM) und einen Auslandsdienst (»S.B.S. Radio Australia«), ferner drei kommerzielle Fernsehkanäle (»Net TV«, »Super One T.V.«, »Smash TV«), einen Bildungskanal (»Channel 22«) und den von der P.B.S. betriebenen »Community Channel - Channel 12«.Wirtschaft und Verkehr:Gemessen an der Höhe des Bruttosozialprodukts je Einwohner von (1993) 7 970 US-$ ist Malta eines der ärmsten Länder des westlichen Europa. Jedoch erreichte es im Zeitraum 1965-87 mit einem Anstieg von jährlich durchschnittlich 7,6 % weltweit eine der höchsten Zuwachsraten.In der Landwirtschaft arbeiten (1995) 2 % der Erwerbstätigen; der Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bei (1995) 3 %. Die Entwicklung der Landwirtschaft wird durch Wasserknappheit begrenzt. Der Nahrungsmittelbedarf muss zu einem großen Teil durch Importe gedeckt werden. Die wichtigsten Anbauprodukte sind Weizen, Gerste, Kartoffeln, Gemüse sowie Weintrauben (1 000 ha Rebland), Zitrusfrüchte, Feigen und etwas Tabak. Neben Frühkartoffeln, Zwiebeln und Wein stellen Produkte der Blumenzucht (Schnittblumen, Blumenknollen und -saaten) wichtige Ausfuhrerzeugnisse dar.Die Fischerei beschränkt sich weitgehend auf Fänge nahe der Küste (Fangmenge 1993: 556 t).Der Anteil des produzierenden Gewerbes am BIP liegt bei (1995) 35 %; im industriellen Sektor arbeiten (1995) 26 % der Erwerbstätigen. Mit Ausnahme von Salz und Natursteinen verfügt Malta über keine Bodenschätze. Westlich und südlich der Insel Gozo hat man mit Erdölprobebohrungen begonnen. Im verarbeitenden Gewerbe dominieren Klein- und Kleinstbetriebe. Das weitaus größte Industrieunternehmen ist die aus der britischen Marinewerft entstandene staatliche Werft »Malta Drydocks« in Valletta. Mit dem Bau neuer Anlagen (z. B. neue Trockendocks, Werft in Marsa, Container- und Freihafen in der Marsaxlokkbucht) entwickelt sich Malta zu einem Zentrum der Werftindustrie im Mittelmeerraum. Die übrigen Industriezweige zeichnen sich durch eine Vielfalt der Produkte aus; dominierend sind Maschinenbau, Nahrungsmittel-, Textil- und chemische Industrie.Wichtigster Wirtschaftssektor ist seit langem das Dienstleistungsgewerbe, zuerst für den Malteserorden, von 1800 bis 1979 für den britischen Marinestützpunkt. Die Deviseneinnahmen aus dem Reiseverkehr machten 1994 rd. 25 % aller Einnahmen aus Warenexporten aus. Ein ausgeglichenes Mittelmeerklima mit einer Badesaison von Mai bis November sowie historische Sehenswürdigkeiten aus sechs Jahrtausenden bieten vielfältige Erholungsmöglichkeiten. Die (1995) 1,115 Mio. ausländische Besucher kommen v. a. aus Großbritannien (41 %), Deutschland und Italien.Die Handelsbilanz ist seit 1970 negativ (Einfuhrwert 1995: 2 792 Mio. US-$, Ausfuhrwert: 1 765 Mio. US-$). Haupthandelspartner sind Italien, Deutschland, Großbritannien und Frankreich.Verkehr:Eisenbahnen sind nicht vorhanden. Malta verfügt über ein gut ausgebautes Straßennetz (Länge 1994: 1 604 km), das auf der Hauptinsel auf Valletta, auf Gozo auf Victoria ausgerichtet ist. Der Personen- und Handelsverkehr zwischen Malta und Gozo wird über eine Fähre zwischen Marfa und Mġarr abgewickelt. Jede Ortschaft ist an das öffentliche Omnibusnetz angeschlossen. Der Hafen von Valletta kann von Schiffen jeder Größe angelaufen werden. 1995 fuhren 979 Schiffe mit insgesamt 14,88 Mio. BRT unter maltesischer Flagge. Der internationale Flughafen Luqa (Ħal-Luqa) liegt südlich von Valletta.Die Inselgruppe war in der Jungsteinzeit dicht besiedelt. Die vorgeschichtliche kulturelle Blütezeit erlebte Malta zur Zeit der Megalithkulturen (4. und 3. Jahrtausend v. Chr.), die hier eine eigenständige, in Europa einmalige Ausprägung erfahren haben, gegliedert in Żebbuġ-, Mġarr-, Ġgantija- und Tarxienstufe. In der Ġgantijastufe setzte eine großartige Tempelarchitektur ein (Mġarr-I- und Mġarr-II-Tempel [im Nordwesten der Insel Malta], Kordin III [südlich von Valletta], Skorba [bei Mġarr], Mnajdra [unweit der Südküste der Insel Malta], Ġgantija Süd und Nord [auf Gozo], Beginn von Ħal Saflieni [südlich von Valletta]; Vorläufer sind nicht auszuschließen) und erreichte mit der Tarxienstufe ihren Höhepunkt (Tempel Ħal Tarxien I-III [südlich von Valletta], Mnajdra, Ħaġar Qim [unweit der Südküste der Insel Malta], Buġibba [ebenda Nordwestküste], Xrobb Il-Gh̶agin [ebenda Südostküste], Hypogäum von Ħal Saflieni). Das eindrucksvollste Monument ist das Doppelheiligtum von Ġgantija: zwei dicht nebeneinander liegende Tempel (Apsidenanlage) werden von einer gemeinsamen, aus riesigen Felsplatten bestehenden, pfeilergegliederten Mauer umgeben, die ursprünglich außen mit einer Lehmschicht verkleidet und mit einem rot bemalten Kalksteinverputz versehen war. Bei den jüngeren Tempeln von Ħaġar Qim und Mnajdra sind die Steinblöcke zum Teil mit Punktornamenten und in Tarxien mit Spiralmustern überzogen. Die Tempel von Tarxien wurden teilweise rekonstruiert; sie sind Fundort von Reliefs von Opfertieren, eines 73 cm hohen Opfersteins und einer ursprünglich wohl 2,5 m hohen weiblichen Kultstatue (gefunden wurde nur das Unterteil). Eine dreistöckige unterirdische Grabanlage (Hypogäum) befindet sich in Pawla (südöstliche Vorstadt Vallettas): Ħal Saflieni (um 2500 v. Chr.), sie ist mit rotfarbigem Deckenmuster und mit zwei inneren Steinfassaden versehen; unter den Funden die Miniaturstatuette einer »Schlafenden Frau« (»Venus von Malta«). Die Tempelkultur wird mit einem Götterkult in Verbindung gebracht (Altäre, Opferrückstände). Sie fand Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. ein jähes Ende. Neuankömmlinge (mit Kupferwaffen) benutzten den Tempel von Tarxien als Friedhof (Brandbestattung). Diese Kultur wurde durch Einwanderer aus Süditalien um 1400 v. Chr. vernichtet.Die Verbindungen nach Sizilien und Italien bestimmten die Entwicklung bis zur phönikischen Kolonisation im 8./7. Jahrhundert v. Chr. Die Phöniker nannten die Insel Mlt (»Zuflucht«, wohl Malet oder Melet ausgesprochen); daraus entstand der griechische Name Melite, lateinisch Melita, und unter arabischem Einfluss schließlich Malta. Im 7./6. Jahrhundert kam Malta wohl unter die Oberhoheit Karthagos; seit 218 v. Chr. war es römisch. Das nach 395 n. Chr. oströmische (byzantinische) Malta wurde in der Völkerwanderungszeit von Wandalen, dann von Ostgoten besetzt und 533 für das Byzantinische Reich zurückgewonnen. Die arabische Herrschaft (870- 1091) beeinflusste nachhaltig Volkstum und Sprache. Nach 1091 wurde Malta normannisch, doch wurden die Araber erst nach 1240 von dem Staufer Friedrich II. von Malta vertrieben. In den folgenden Jahrhunderten teilte Malta das Schicksal Siziliens unter den Staufern, den Anjou (seit 1266) sowie (seit 1284) den Aragonesen und vereinigten Spaniern; die direkte Herrschaft vor Ort übten zumeist Lehensträger des jeweiligen Königs aus. 1530 gab Kaiser Karl V. die Inseln sowie Tripolis dem Johanniterorden zu Lehen. Höhepunkt der ständigen Kämpfe des Ordens gegen die Türken war die Abwehr der türkischen Belagerung (Mai-September) 1565. 1566 gründete der Großmeister des Ordens, J. P. de La Valette, die Hauptstadt Valletta. 1798-1800 war Malta französisch, danach stand es unter britischer Schutzherrschaft. Der Streit um die im Frieden von Amiens (1802) festgelegte Rückgabe Maltas an den Malteserorden verursachte u. a. die Wiederaufnahme des Krieges zwischen Großbritannien und Frankreich (1803). Der Pariser Frieden (1814) erkannte Malta als britische Kronkolonie an, die zu einem der wichtigsten britischen Flotten- und später Luftstützpunkte wurde.Im Zweiten Weltkrieg spielte Malta eine strategisch wichtige Rolle im Mittelmeerraum. Da es den Achsenmächten 1941/42 nicht gelungen war, den britischen Flotten- und Luftstützpunkt Malta nachhaltig auszuschalten, konnten die britischen See- und Luftstreitkräfte von Malta aus den Nachschub für die Truppen der Achsenmächte in Nordafrika empfindlich stören. Im Juni 1942 gaben Hitler und Mussolini das geplante deutsch-italienische Luftlandeunternehmen gegen Malta zugunsten eines weiteren Vordringens nach Ägypten auf.Am 5. 9. 1947 erhielt Malta innere Selbstverwaltung, die jedoch 1958 von der britischen Regierung anlässlich eines Verfassungskonfliktes mit dem maltesischen Premierministern D. Mintoff (Arbeiterpartei) zugunsten des Kolonialstatus wieder suspendiert wurde. Nach erneuten britisch-maltesischen Verhandlungen erhielt Malta 1962 Autonomie, 1964 (21. 9.) die staatliche Unabhängigkeit; Premierminister war 1962-71 Borg Olivier (Nationalistische Partei). Seine Regierung schloss mit der britischen Regierung ein Abkommen, das Malta Finanzhilfe gewährte und Großbritannien die Stationierung von Truppen auf Malta zugestand. Mit einem Assoziierungsabkommen (1967) suchte Malta wirtschaftspolitisch eine stärkere Anlehnung an die EWG. 1971 kam die Arbeiterpartei an die Macht (in den folgenden Wahlen mehrfach bestätigt); sie stellte bis in die 2. Hälfte der 80er-Jahre die Premierminister (1971-84 Mintoff, 1984-87 C. M. Bonnici). Am 13. 12. 1974 wurde die Republik ausgerufen. Innenpolitisch verfolgten die Regierungen der Arbeiterpartei eine konfliktreiche, von laizistischen Vorstellungen bestimmte Politik gegenüber der katholischen Kirche sowie eine planwirtschaftlich ausgerichtete Wirtschaftspolitik (z. B. Verstaatlichung wichtiger Unternehmen), außenpolitisch eine auf Blockfreiheit Maltas gerichtete Politik. Mintoff erreichte 1971 die Verlegung des NATO-Stabes Europa-Süd (AFSOUTH) von Malta nach Neapel sowie (bis 1979) den Abzug der britischen Truppen aus Malta. In den 70er- und 80er-Jahren nahm der Einfluss Libyens in Malta zu, unterbrochen 1979/80 durch den libysch-maltesischen Streit über die Aufteilung des erdölreichen Schelfs zwischen beiden Staaten. In dieser Zeit suchte Malta eine Annäherung an Italien, das 1980 in einem Vertrag die Neutralität Maltas garantierte. Nach dem Wahlsieg der Nationalistischen Partei übernahm 1987 ihr parlamentarischer Führer, E. Fenech Adami, die Führung der Regierung, die eine den westlichen Demokratien stärker zugeneigte Politik vertrat und den Wiederaufbau einer marktwirtschaftlichen Ordnung anstrebte. Im Juli 1990 stellte Malta einen Antrag auf Aufnahme in die EG. Am 4. 4. 1994 wählte das Parlament Ugo Mifsud Bonnici (* 1932) zum Staatspräsidenten. Die Parlamentswahlen 1996 entschied die Arbeiterpartei für sich; Premierminister wurde Alfred Sant (* 1948), der den Antrag auf EU-Aufnahme zurückzog und sich um eine Annäherung an die nordafrikanischen Staaten, v. a. an Libyen, bemühte. Nach dem Sieg der Nationalistischen Partei bei den Parlamentswahlen vom 5. 9. 1998 wurde Fenech Adami erneut Premierminister; seine Regierung nahm den Kurs auf einen Beitritt Maltas zur EU wieder auf (Erneuerung des Antrags am 14. 9. 1998, Beginn entsprechender Verhandlungen im Februar 2000). Am 4. 4. 1999 trat der vorherige Außenminister G. de Marco das Amt des Staatspräsidenten an.B. Blouet: The story of M. (Neuausg. London 1972);H. Vossmerbäumer: M. Ein Beitr. zur Geologie u. Geomorphologie des Zentralmediterranen Raumes (1972);R. Parker: M.'s ancient temples and ruts (Tunbridge Wells 1988);Die Tempel von M., bearb. v. S. Neubert (1988);G. Hölbl u. K. Becherer: Ägypt. Kulturgut auf den Inseln M. u. Gozo in phönik. u. pun. Zeit (Wien 1989);I. Tetzlaff: M. u. Gozo. Die goldenen Felseninseln - Urzeittempel u. Malteserburgen (81990);W. G. Berg: Historical dictionary of M. (Lanham, Md., 1995);G. A. Pirotta: The Maltese public service. 1800 - 1940. The administrative politics of a micro-state (Msida 1996);Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:Megalithtempel in Malta* * *
Mạl|ta; -s: Inselstaat im Mittelmeer.
Universal-Lexikon. 2012.